Helles Polarlicht in Deutschland

In der Nacht von Freitag auf Samstag am 10.05.2024 traf der stärkste Sonnensturm seit 2003 die Erde. Das NOAA Space Weather Prediction Center wertete dies mit G5 in der höchstmöglichen Kategorie. Eine Sonnenfleckengruppe „17 mal so groß wie der Durchmesser der Erde“ führte zu mehrfachen erdgerichteten CMEs (koronalen Massenauswürfen) und Flares. Der KP-Index erreichte den maximalen Wert 9 für geomagenetische Stürme. Kurz nachdem der DSCOVR-Satellit Bz-Werte von unter -40 aufzeichnete, begann das historische Schauspiel.

Am Freitagabend organisierte ich eine Exkursion in Nordthüringen, welche nur Minuten vor Mitternacht zu Ende ging. Just nachdem wir den zweistündigen Rückweg angetreten hatten, nahm ich einige Textmeldungen zu hellem Polarlicht während der vergangenen Dämmerung wahr. Dafür sensibilisiert schaute ich durch die Frontscheibe meines Autos, als urplötzlich helle Lichtsäulen über dem Horizont in den Himmel stießen. Ich rief „Polarlicht, da vor uns!“ zu meiner Familie und bog mit dem Wagen in die nächste Haltebucht. Sofort sprang ich aus dem Auto und schaut nach oben, um meinen Augen kaum glauben zu können. Der Himmel war voller „Beamer“ in grünlichen und rötlichen Farben.

Mit dem Smartphone fotografierte Polarlichter über dem Werk Deuna in Nordthüringen.
In den ersten Minuten versuchte ich so viele Leute wie möglich anzurufen, um sie zu informieren und holte meine Kamera aus dem Kofferraum. Was sonst ein kurzes intensives Schauspiel ist, sollte heute für eine ganze Stunde (und darüber hinaus) anhalten. Wir standen da, sprachlos, staunten in Ehrfurcht und voller Liebe für die Natur.
Nach ein paar Einzelbildern legte ich meine Kamera mit dem Fisheye-Objektiv kurzum auf das Autodach und ließ sie alle zwei Sekunden ein Bild aufnehmen.
Das Polarlicht war so hell, dass man leicht Farben erkennen und Bilder aus der Hand heraus mit dem Smartphone machen konnte.

Die letzten hellen Säulen zeigten sich dann kurz nach 11 p.m. UTC (also nach 1 Uhr MESZ). Ich nahm noch ein paar letzte Bilder mit dem Handy auf, schnappte die Kamera vom Autodach und fuhr weiter in Richtung Heimat.

Die hochqualitativen Bilder des Schauspiels auf meiner Canon R5 zeigen das Polarlicht in 360°. Die Lichter waren demnach überall über uns sowie nah am Horizont – sogar Richtung Süden.

Schaut Euch unbedingt das fertige Zeitraffer für die bewegten Polarlichter an. Es umfasst circa 1 Stunde (1425 Einzelbilder) in weniger als einer Minute Video.

Während der Rückfahrt konnten wir die Lichter die ganze Zeit durch das Seitenfenster sehen. Knappe zwei Stunden später erreichte die Polarlichtaktivität ein weiteres (drittes) Maximum. Nachdem wir in Jena angekommen waren, fuhr ich kurzum noch einmal in die Innenstadt und nahm ein paar letzte Einzelbilder vor der beginnenden Dämmerung Richtung Norden auf. Glücklicherweise zeigten sich noch gut sichtbare Säulen, die trotz Stadtbeleuchtung zu erkennen waren. Kurz nach 3 Uhr MESZ gesellten sich noch zwei nette Chinesen zu mir, die ebenso auf der Suche nach den Polarlichtern waren.

Was für eine Nacht!