Vereiste Nordsee

Mit dauerhaften Temperaturen unter 0 °C fror die Nordsee an der schleswig-holsteinischen Küste im Februar 2021 teils zu. Zwischen dem 12. und 14. Februar dokumentierte ich das Schauspiel in Tönning, Westerhever und Nordstrandischmoor. Zunächst sah ich den beeindruckenden Eisgang der Eidermündung. Die frühen Morgenstunden waren zauberhaft. Mit dem Sonnenaufgang trafen die warmen Sonnenstrahlen auf die blauen Farben des Eises.

Für mich persönlich ging hier ein Traum in Erfüllung: die (Meer-)Enten und Säger – oder allgemein gesagt: die Vögel des Wattenmeeres – inmitten des Eises schwimmen zu sehen.

Schellenten
Zwergsäger
Pfeifenten
Schellente

Ein ebenso besonderer Anblick war St. Peter Böhl am Horizont. Der südliche Teil von St. Peter Ording war perspektivisch vom Eis auf der Nordsee umgeben. Nun erinnerten mich die Pfahlbauten an die antarktische Neumayer-Forschungsstation.

Am Abend machte ich eine Wattwanderung bei Westerheversand, um Perspektiven zusammen mit dem Leuchtturm zu finden. Ganz allein genoss ich die Stille und entfernte Vogelrufe. Die umwerfend schöne Landschaft des Nationalparks Wattenmeer wurde ganz sanft und dünn von verwehtem Schnee bedeckt.

Faszinierende Formen und Strukturen des Eises und der feinen Schneewehen im Watt:

Wenn man erst einmal ein Stück in das Watt hinausgewandert ist (Gezeitenkenntnisse oder Guide vorausgesetzt), bekommt man grandiose Himmelsschauspiele geboten. Ein endloser Horizont nur vom Anlitz des Leuchtturms unterbrochen lässt uns sehr klein erscheinen. Ich fühle mich hier geerdet und zu Hause. Nur Berge, Wüsten und das Meer konnten mir jemals einen derart unerreichten Eindruck von Licht und Farben gerade während des Sonnenauf- oder untergangs liefern. Seit einem Praktikum im Jahr 2012 auf Eiderstedt ist die Begegnung mit dem Watt zu einem festen emotionalen Bestandteil meines Lebens geworden.

Erstaunliche Farbmischung des Erdschattens und der untergehenden Sonne

Der Tag endete mit den intensivsten Farben, die man sich während der nautischen Dämmerung nur vorstellen konnte. Am zweiten Tag wollte ich die Menge des Eises an der Eidermündung dokumentieren. Dazu entstand das folgende Luftbild:

Am Abend des 13.02. traf ich mich mit Fotografin Laura Kranich am Beltringharder Koog, um das Zodiakallicht über der Hallig Nordstrandischmoor zu fotografieren. Auf meinem Weg zum Deich ergab sich ein seltenes Bild: junge Menschen spielten auf dem zugefrorenen Lütmoorsee Eishockey während des Sonnenuntergangs.

Um die Hallig Nordstrandischmoor zu erreichen, muss man den 3,6 km langen Weg per Lorenbahn von Lütmoorsiel aus bestreiten. Ganz friedlich rollte die kleine Kabine in den Sonnenuntergang.

Oben: Der 25 km entfernte Westerhever Leuchtturm strahlte über dem Deich von Eiderstedt. Unten: der zunehmende Mond überquerte den Lorendamm um 18:51 MEZ (Mehrfachbelichtung).

Nun schwand das Licht sehr schnell. Ein letzter Zug fuhr im Schein des Mondes über dem Wattenmeer durch die Dämmerung.

… bis der Mond schließlich hinter der Neuwarft unterging.

Dann endlich sahen wir die Sterne und ein wundervolles Zodiakallicht hinter dem Lorendamm, das quasi auf die Pleiaden zeigte.

Hier ist noch eine 360°-Ansicht der Sterne und Milchstraße – vom Lorendamm aus beobachtet. Wenn Ihr Smartphone Augmented Reality unterstützt, können Sie den Bildschirm jetzt im Raum bewegen und das Bild so erkunden.

Tag 3 begann mit einer Auftragsarbeit, bei der weitere Luftbilder von der Eider am Schülpersiel entstanden. Um Vögel im Naturschutzgebiet nicht zu stören, wurde der gebotene Abstand zur Eider gewahrt.

Diese wundervollen Tage wurden durch ein Zeitraffer vom Gezeitenwechsel am Eidersperrwerk abgerundet. Aufgrund des Eisgangs konnte man diesen sehr deutlich wahrnehmen. Vielen Dank! Sie haben es bis hierher geschafft. Lassen Sie ruhig Ihre Eindrücke als Kommentar da. Herzliche Grüße Marco Rank.