BREWSTER. Von Blitzen beleuchtete Shelf cloud einer Superzelle am 26.05.2017 über Bahnschienen bei Brewster, Thomas County, Kansas, USA

Tornado Alley Log 2017

Zusammenfassung der 2017er USA-Reise durch die Great Plains mit den Thüringer Storm Chasern (Markus Weggässer, Karsten Haustein, Andre Ludwig, Norbert Weichel) und Heiko Wichmann. Zur Orientierung für die Lage wurde die Risikoeinschätzung (Convective Outlook) des Storm Prediction Centers (kurz: SPC) nach dem Datum angefügt. Vgl. Probabilistik.

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2017-05-182017-05-252017-06-012017-06-08
2017-05-192017-05-262017-06-022017-06-09
2017-05-202017-05-272017-06-032017-06-10
2017-05-212017-05-282017-06-042017-06-11
2017-05-222017-05-292017-06-052017-06-12*
2017-05-232017-05-302017-06-062017-06-13
2017-05-242017-05-312017-06-072017-06-14
Fett = Wetter-Highlight, * Tornado

2017-05-18 HIGH. Direkt am Folgetag unserer Ankunft in Dallas, TX gab es eine brandgefährliche Wetterlage über Teilen Oklahomas und Kansas. Nach Übernachtung in Wichita Falls (TX) begegneten wir einer ersten Gewitterzelle bei Roosevelt (OK). Diese brachte auch einen Tornado hervor, den wir knapp verpassten. Bei Mountain View (OK) ließen wir die nächste Superzelle auf uns zukommen. Die turbulente Basis kondensierte immer wieder bis knapp zum Boden aus, brachte jedoch keine substanzielle, bodennahe Rotation hervor – ein Tornado blieb aus. Wir ließen sie bei recht hoher Zuggeschwindigkeit passieren und fuhren der Lage aus Sicherheitsgründen weiter hinterher. Bei Watonga (OK) brachen wir schließlich ab und kehrten im Pizza Hut ein. Auf dem Rückweg Richtung Lawton (OK) sollten wir mit einem beeindruckenden Mammatus-Display den Tag abschließen.

2017-05-19 ENH. Von Lawton (OK) fuhren wir nach Guthrie (TX) wo wir eine ganze Weile auf erste Gewitter im Westen warten mussten. Schließlich begegneten wir einer Zelle mit nett anzusehenden Inflowbändern bei Peacock, die sich aber nach kurzer Zeit abwinddominant zeigen sollte und eine ansehnliche Böenwalze ausbildete. Bei Sweetwater konnten wir die Eissschirme anderer Gewitterzellen bestaunen. Übernachtung in Abilene.

2017-05-20. Mangels Lage entschieden wir uns für einen Fahrtag nach Childress (TX), wo wir auf Heiko Wichmann treffen sollten. Unterwegs bei Paducah fotografierten wir unter azurblauem Himmel rote Staubteufel und unterhielten uns mit italienischen Storm Chasern.

2017-05-21 MRGL. Erster Tag mit Heiko. Nach einem Halt bei der Cadillac Ranch nahe Amarillo steuerten wir die Lage in New Mexico an und sahen westlich von Tucumcari einer Zelle bei der Entstehung zu. Sie entwickelte sich recht gut; blieb jedoch weitestgehend hochbasig. Wir folgten ihr quer durch Quay County bis zum Sonnenuntergang. Die Blitze leuchteten im verbleibenden Abendlicht. Übernachtung in Clovis (NM).

2017-05-22 SLGT. Neuer Tag, neues Glück. Warten auf Auslöse in den Ölfeldern von Hobbs (NM). Nach einem kurzen Treffen mit australischen Storm Chasern geht es über anfängliche Umwege nach Süden, um ein aufziehendes Unwetter bei Hobbs zu überholen. Das gelingt nur mittels Core Punch und brachialen Naheinschlägen. Danach werden wir mit dem Überrest der einstigen Basis belohnt, die gerade zur Shelf cloud mutierte. Kurz hinter der Grenze bei Kermit (TX) teilte die Böenwalze der Zelle den Himmel in rote und blaue Farben. Bemerkenswert! Übernachtung in Odessa (TX).

2017-05-23/24. Mangels Lage entschieden wir uns für einen Besuch des White Sands National Monument mit Übernachtung in Alamogordo (NM). Weiterfahrt nach La Junta (CO) am Folgetag.

2017-05-25 ENH. Nachdem Heiko zu uns gestoßen war, teilten wir uns einen Mietwagen. Leider funktionierte dessen Ladebuchse nicht ordentlich, sodass wir das Auto kurzerhand tauschten. Wir erhielten einen Audi Q5, der sich bereits in den vergangenen Tagen mit fehlendem Öl bemerkbar gemacht hatte. An diesem Tag sollte er am östlichen Ortsausgang von Lamar (CO) unter weißem Rauch zum Stillstand kommen. Während die anderen die Lage in Kansas anfuhren, warteten wir bei ca. 30°C auf den Abschleppdienst. Glücklicherweise traf dieser schnell ein und brachte uns direkt ins Zielgebiet nach Garden City. Dort konnten wir bald auf einen Jeep umsteigen und direkt nach Norden eine Superzelle bei Gove City ansteuern. Vor Ort mussten wir sie von Westen her durch den RFD überholen (was ein bemerkenswerter Kraftakt unter schweren Sturmböen war). Als wir sie überholt hatten, blieb uns nur noch eine schön anzusehende Shelf cloud. Südlich von Scott City konnte uns eine freistehende Gewitterzelle am Abend mit ihren Wolkenblitzen begeistern. Wir trafen die anderen in Burlington (CO) wieder.

2017-05-26 SLGT. Eine beachtliche Superzelle (erst klassisch, dann HP) zog von Last Chance in Colorado über mehrere Stunden bis weit nach Kansas. Nahe der Orte Anton (CO) und Idalia (CO) versuchten wir über Mud Roads eine gute Position zur Aufwindbasis zu halten. Den eingebetteten Tornado konnten wir leider nicht sehen. Bei Burlington (CO), Goodland (KS) und Brewster (KS) zog das Unwetter mit einer grandiosen Shelf cloud auf. In unserem Übernachtungsort in Hays (KS) wurden wir nach Mitternacht mit einer Neuentwicklung und derben Naheinschlägen wachgehalten.  

2017-05-27 MDT. Nach einem langen Chasing-Tag und einer Nacht mit wenig Schlaf stand eine Tornado-Wetterlage im Osten Oklahomas bevor. Schlafmangel, lange Anfahrt, fehlende Struktur und bewaldete Gebiete sollten diesen Tag aber als suboptimal enden lassen. Nach einer zufälligen Begegnung mit Christian Cleary (MadWX) in Wellington (KS) waren die abendlichen Naheinschläge bei einer Tankstelle in Chouteau (OK) noch das Highlight. Übernachtung in Tulsa (OK).  

2017-05-28. Off-Tag. Besuch von Oklahoma City (genauer: Bricktown) mit Souvenir-Kauf (Schütteltornado) und Halt am Twistex-Memorial in El Reno. Übernachtung in Altus (OK).

2017-05-29 TSTM. Weite Anfahrt nach Texline (TX) für schwächste Gewitter. Wir erlebten eine neue Panne. Unser Jeep verlor Luft im Reifen (Nagel!). Übernachtung in Liberal (KS).

2017-05-30 MRGL. Eine östliche Chasing-Wetterlage führte nach Missouri. Bei Foster (MO) sahen wir eine Shelf cloud während der blauen Stunde – ergänzt durch viele Glühwürmchen! Freistehende, aufleuchtende CB’s bei Hume (MO) rundeten den Tag ab. Übernachtung in Fort Scott (KS).

2017-05-31 SLGT. Ein neuerliches Missouri-Chasing führte von Osawatomie (KS) bis Horton (MO). Ein hagelträchtiges Unwetter ließen wir dabei immer wieder nah aufziehen. Den Abschluss machte dann eine ansehnliche Roll cloud über einem Hügel bei Bowring (OK). Übernachtung – wieder – in Tulsa (OK).

2017-06-01. Off-Tag. Nach einem guten Frühstück im Waffle House besuchten wir die Monument Rocks nahe Elkader in Kansas und trafen eine Gruppe mit Skywarn-Mitgliedern aus Deutschland. Übernachtung in Colby (KS).

2017-06-02 MRGL. Letzter Tag mit dem TSC-Partnerauto am Lake Mcconaughy / Lake Ogallala State Recreation Area (NE). Abends bei Hershey (NE) Kelvin-Helmholtz-Wellen. Übernachtung in North Plate (NE).

2017-06-03. Verabschiedung TSC. Heiko und ich fuhren weiter nach Wyoming und genossen den Sonnenuntergang bei Midwest. Übernachtung in Buffalo (WY).

2017-06-04. TSTM. Wir fuhren in die Bighorn Mountains und überquerten den Powder River Pass (9666ft / 2946m) um am Meadowlark Lake wandern zu gehen. Am Abend zogen schwache Gewitterzellen aus den Bergen Richtung Buffalo. Wir sahen eine irisierende Midlevel-Funnelcloud, begegneten einer Kurzhorn-Krötenechse, einigen Gabelbock-Antilopen und sahen einer untergehenden Nebensonne über den Bergen zu. Idyllisch! Übernachtung noch einmal in Buffalo (WY).

2017-06-05 MRGL. Überfahrt nach South Dakota: Rapid City. Treffen mit der Tour von Mike Olbinski. Chasing über die Black Hills lief suboptimal.

2017-06-06. Weiterer Off-Tag. Wander- und Landschaftsfototag am Sylvan Lake in den Black Hills. Schöne Felsformationen; nach Einbruch der Nacht mit Vollmond. Nächtliche Durchquerung des Needles State Parks. Beeindruckend. Nicht enden wollende Rückfahrt zur Übernachtung nach Rapid City.

2017-06-07 MRGL. Nach anfänglichem Warten auf eine rotierende Zelle über den Black Hills fuhren wir nach Süden, um eine Superzelle mit schöner Wallcloud bei Harrison (NE) abzufangen. Die Flucht nach Süden gelang gerade so. Bei Agate (NE) bot eine nächste Superzelle wundervolle Erdblitze mit unzähligen Hauptentladungen. Den Tagesabschluss mit weiteren Blitzen und von der untergehenden Sonne beleuchteten Fallstreifen gab es nördlich von Mitchell (NE). Übernachtung – wieder – in Rapid City (SD).

2017-06-08 SLGT. Nach einem langem Chasing in Nebraska und kurzem Schlaf in Rapid City in South Dakota fuhren wir am Folgetag ganze 670 Meilen (> 1000km) für die Lage im nordwestlichen Montana! Wir sahen zwar nur noch die Rückseite der Lage, wurden aber mit einem freistehenden CB im Süden belohnt. Anschließend ließen wir uns von nachfolgenden Zellen überrollen. Kurz vor der kanadischen Grenze saßen wir mit Sonnenbrillen völlig übermüdet in Chinook (MT) – wo wir auch übernachten sollten – und warteten auf Naheinschläge.

2017-06-09 MRGL. Die Tornado-Lage in North Dakota am Folgetag war für uns nicht mehr erreichbar. Stattdessen konnten wir abends bei Olive (MT) noch zwei gut organisierte Aufwindteller mit ordentlichen RFD-Böen fotografieren. Übernachtung in Rapid City (SD).

2017-06-10 MRGL. Nach einer Wanderung entlang des Devils Tower (WY) mit Präriehunden, Streifenhörnchen und Truthahngeiern, gelang der erhoffte Gewitteraufzug über dem Devils Tower (leider ohne direkten Blitzeinschlag). Nachts nahmen wir noch aufziehende Superzellen südöstlich von Rapid City in Empfang. Übernachtung wieder in Rapid City (SD).

2017-06-11 SLGT. Schwierige Lage. Eine abendliche, kurzzeitig tornadobewarnte Zelle bei Casper (WY) geht vor unseren Augen ein. Nachts fotografierten wir in den Ölfeldern von Glenrock (WY) noch eine Böenfront. Übernachtung in Casper (WY).

2017-06-12 MDT. Endlich eine ersehnte Tornado-Wetterlage in unserer Reichweite. HRRR zeigte zwei wesentliche Zellen, die von Wyoming kommend nach Nebraska ziehen sollten. Wir entschieden uns für die nördlichere und konnten zwischen Fort Laramie und Torrington (WY) einen kurzlebigen Tornado dokumentieren. Wir fuhren eine weitere Superzelle bei Minatare (NE) an, deren Rotation und Erdblitze zu beeindrucken wussten. Dieser Staubfresser erzeugte derart starke Inflow-Winde, dass unser Auto vollständig in Staub gehüllt wurde. Ein Überholen Richtung Nordosten wurde straßentechnisch zu gefährlich, weshalb wir die Zelle südlich von Alliance ziehen ließen. Nach einem kurzen Treffen mit amerikanischen Storm Chasern an einer Tankstelle, fuhren wir in der blauen Stunde der wundervoll blitzenden Rückseite mit tollen Mammati hinterher. Auf dem Weg nach Alliance konnten wir die Schäden der Superzelle sehen. Ein Zug mit dutzenden Waggons war entgleist, LKWs umgekippt und Bäume abgenickt. Ob Fallböen oder ein Tornado hier die Ursache war, blieb unklar. Bevor wir in Alliance einkehren sollten, fuhren wir der Zelle bis weit in die Sand Hills von Nebraska hinterher – wo wir wieder Mike Olbinski trafen.

2017-06-13 ENH. Zeitig am Nachmittag begegneten wir einer Superzelle bei Brewster (NE) und folgten weiteren Zellen mit tollen Krepuskularstrahlen bei Grand Island (NE) sowie einem prächtigen Regenbogen bei Phillips (NE). Nahe Utica (NE) folgte dann mit einem orange-leuchtenden, staubträchtigen Gewitteraufzug ein weiteres Highlight der Reise. Vom nachfolgenden MCS ließen wir uns schließlich unter zahlreichen Blitzen bei York (NE) überrollen. Übernachtung weiter südlich in Salina (KS).

2017-06-14 MRGL. Inzwischen auf dem Rückweg zum Flughafen wurden wir nahe unserer Unterkunft in Clinton (OK) mit einem zwar schwachen, aber dennoch ansehnlich beleuchteten Gewitter im Modus „LP“ verabschiedet.

2017-06-15. Rückflug von Dallas, TX.

Zu älteren Touren geht es hier:

Tornado Alley Log 2015 – Eine dreiwöchige Reise von Los Angeles durch den Südwesten der USA in ein Abenteuer der Great Plains.